Leaks

„Dramaking“ hat den Streit um die Löschung der Wikileaks-Daten durch Daniel Domscheit-Berg als kurzes Shakespeare-Drama beschrieben. Wenn es nicht alles so traurig wäre…

Das eingebundene Bild wurde von Alexander Svensson erstellt. Verwendete Fotos CC-by-sa Wally Hartshorn, CC-by-sa New Media Days / Peter Erichsen, CC-by Jonas Fischer/re:publica 

Der ehemalige WikiLeaks-Mitglied Daniel Domscheit-Berg hat beschlossen, nicht gegen seinen Ausschluss aus dem Chaos Computer Club (CCC) vorzugehen. In seiner Antwort erklärte der Netzaktivist, er werde diese Entscheidung akzeptieren, wenn der Verein ihn nicht mehr als Mitglied wünscht. Trotz seines Ausschlusses betrachtet er sich weiterhin als Mitglied des örtlichen CCCB (Chaos Computer Club Berlin).

Der Vorstand des CCC begründete seinen Ausschluss vom 13. August damit, dass Domscheit-Berg den Eindruck erweckt habe, der CCC habe eine „Art Sicherheitsüberprüfung“ für seine Whistleblower-Plattform OpenLeaks übernommen. Dies habe den guten Ruf des Vereins missbraucht. Es deutet jedoch darauf hin, dass der eigentliche Grund für seinen Ausschluss tiefer liegt und mit seinem Bruch mit der Enthüllungsplattform WikiLeaks zu tun hat.

Dabei wurden im vergangenen Jahr Kopien brisanter Informationen mitgenommen, laut Domscheit-Berg aus Sorge um den Schutz der Whistleblower, die diese Daten an WikiLeaks übergeben hatten.

Domscheit-Berg erklärte, dass diese Dokumente inzwischen alle vernichtet wurden und die Schlüssel zu diesem Material sowie das Material selbst gelöscht wurden. Dies sei eine persönliche Entscheidung aufgrund schwerwiegender Fehler aufseiten von WikiLeaks bei der Behandlung von Quellenmaterialien. Kritisiert wurde unter anderem die Veröffentlichung interner Mitteilungen von US-Botschaften weltweit, die als verantwortungslos und grob fahrlässig betrachtet wurde.

Laut WikiLeaks enthielt das bis August 2010 zurückreichende Material 60.000 E-Mails der rechtsextremen NPD sowie Interna von rund 20 Neo-Nazi-Organisationen. Zusätzlich gab es fünf Gigabyte an Daten der Bank of America und die US-Liste von Personen, denen der Zutritt zu Flugzeugen verwehrt bleibt. Dieses Material wurde als „unersetzlich“ bezeichnet.

Zusätzlich zu den Dokumenten wurde auch die für WikiLeaks entwickelte Software für das Einreichen von Dokumenten entwendet. Diese wird nun in erweiterter und angepasster Form bei OpenLeaks verwendet. Domscheit-Berg, der als „Architekt“ bekannt ist, erklärte, dass OpenLeaks bei einem mehrtägigen Test nicht geknackt werden konnte. Die erhaltenen Feedbacks helfen, das Projekt weiterzuentwickeln, und die Ergebnisse des Tests sollen in den nächsten Tagen im Blog des Projekts veröffentlicht werden.

(APA/dpa – derstandard.at

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  • https://theintercept.com/source/
  • https://www.whistleblower-net.de
  • https://www.globaleaks.org
  • https://cryptome.org
  • publicintelligence.net
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